Im Rahmen des von den Münchner und Wiener Projektpartnern organisierten Kolloquiums „Politik und Verwaltung im Gespräch“ fand am 11. Juli 2019 eine Podiumsdiskussion zum Thema „‘Bürokratie‘ und ihre Kritik“ im Historischen Kolleg in München statt. Pascale Cancik, Professorin für Öffentliches Recht, Geschichte des europäischen öffentlichen Rechts und Verwaltungswissenschaften an der Universität Osnabrück blickte in ihrem Vortrag auf die 250-jährige Geschichte der Bürokratiekritik zurück. Die Besonderheit von „Bürokratie“ sei, so Cancik, dass dieser Gegenstand von Beginn an immer auch negativ besetzt gewesen sei. Bis in die heutige Zeit habe dieser Begriff seine negative Konnotation behalten, was Cancik sehr anschaulich an zeitgenössischen Diskussionen über „Bürokratie“ auf EU-Ebene herausarbeitete.
Die derzeit am Historischen Kolleg in München als Fellow verankerte Ariane Leendertz war eine der KommentatorInnen von Canciks Vortrag. Mit ihrem Verweis auf die Diskurse die in den USA über den Wandel von Staatlichkeit und „Bürokratie“ geführt werden, erweiterte sie die Perspektive und machte Vergleiche zwischen der EU und den USA möglich. Jens Kersten, der an der LMU München Öffentliches Recht und Verwaltungswissenschaften lehrt, wies in seinem Kommentar auf die Gefahren der Verknüpfung von Bürokratiekritik und populistischer Stimmungsmache hin. Im Anschluss an die beiden Kommentatoren moderierte Peter Becker, Professor für österreichische Geschichte an der Universität Wien, die äußerst lebhafte Diskussion.